Der erste Motorstart
Oder: Warum @derdauertester was auf den Ohren hat.
Wir sind endlich fertig. Einbau erledigt. Waschhalle geräumt. Füße unterkühlt.
Michael klettert wieder auf den Beifahrersitz meines Ducato-Wohnmobils.
Ich schalte Radio und Lüftergebläse aus, damit der pure akustische Mehrwert störungsfrei mein Trommelfell erreicht.
Nach vier Gedenk-Sekunden drehe ich den Zündschlüssel vorsichtig herum. Schaue dabei skeptisch und fehlersuchend auf die Kontrollleuchten im Display. Aber: Keine Auffälligkeiten. Und der Diesel springt an. Ganz so, wie immer.
Aber was ist das? Hat @derdauertester Watte in den Gehörgängen?
Oder spielt mir meine Erwartungshaltung einen Streich?
Der 4-Zylinder klingt jetzt im Leerlauf ganz anders.
Sonorer, viel leiser, ja sogar einen Hauch seidiger. Wenn man von „seidiger“ bei einem 4-Zylinder-Diesel überhaupt schreiben darf, dann nur in diesem Fall.
Auch die metallischen Klangspitzen – eine typische Begleitung im Diesel-Nagel-Sound – sind scheinbar auf Nimmer-Wiederhören in den Akustik-Keller gerutscht.
Na warte, wir fahren jetzt erst einmal erneut unsere Folter-Holperstrecke.
Diesmal deklariert als 15-minütige „Nachher-Definitions-Fahrt“ …
Nein, auch hier nach wenigen Metern:
Gleicher Effekt, wie im Leerlauf.
Akustik vom Motor harmonischer und gedämpfter.
Recht flott fahren wir weiter über Flickenteppiche, Bahnübergänge, Landstraßen erster Ordnung und Feldwege schlechter Ordnung.
Ergebnis: Fahrwerk und Aufbau haben nicht mehr viel zu sagen. Der Sound-Pegel ist gefühlt halbiert.
Ja, ich merke einen deutlichen Unterschied nach dem Einbau.
Aber ist das jetzt eine Sinnestäuschung, hervorgerufen durch meine Erwartungshaltung?
Oder ist der Effekt wirklich jederzeit reproduzierbar?
Die ersten 1000 Kilometer.
Oder: Warum @derdauertester sein „Driver-Brain“ neu programmieren muss
Wir kennen den Effekt auf uns vertrauten Strecken. Es sind jene Kilometer, die wir fahren, ohne noch darüber nachzudenken, wie das Fahrzeug gerade bedient werden will.
Aus Erfahrung wissen wir um den richtigen Bremspunkt vorm Kreisverkehr, fühlen, wann das Getriebe beim Abbiegen eine anderen Gang möchte. Dazu lenken wir reflexartig-intuitiv, weil unsere Augen ständig die Fahrbahn nach Spurrillen und Schlaglöchern abtasten und das Fahrwerk uns bei jeder Reifenumdrehung seine Signale sendet.
Unser „Driver-Brain“ ist programmiert auf das Fahrzeug, mit dem wir die meiste Zeit fahren.
Während der ersten Kilometern zur Autobahn A7 Richtung Norden stelle ich irritiert fest, dass diese Programmierung nun leider nicht mehr viel taugt. Sie benötigt nach dem Einbau des SnippTec®-Systems dringend ein Update. Denn mit dem herkömmlichen Programm kommt keine rechte Freude mehr auf.
Beispiel:
Vorm Kreisel verschiebt sich der Bremspunkt dramatisch – oder besser gesagt der „vom-Gas-Geh-Punkt“ verlagert sich in Richtung „viel früher“. Das Wohnmobil rollt mit dem SnippTec®-Systems gefühlte 500 Meter weiter.
Was natürlich jede Menge Sprit spart. Zumindest theoretisch, wenn der Roll-Effekt wirklich genutzt und nicht durch Bremsenergie zerstört wird.
Vor den ersten Kreiseln stehe ich jedenfalls heftiger auf dem Bremspedal, als mir lieb ist.
Lernprogramm:
Also: Viel früher das Gaspedal lupfen. Egal, ob Kreisel, Stau, Ampel, oder Abbiegespur voraus liegen.
Ein Satz, den ich mir wieder und wieder einhämmern muss. Denn der Effekt des längeren Ausrollens ist so dominant, als hätte im Schiebebetrieb neuerdings ein Klabautermann das Kommando übers Gaspedal…
Auf dem Weg nach Dänemark erfreut mich die Verbrauchsanzeige:
Exakt zehn Liter Diesel pro 100 Kilometer bei konstantem Autobahntempo von 92 km/h (GPS-Messung).
Das ist weniger Dieseldurst, als üblich. Kein Rückenwind ist Helfer, der spritsparend schiebt. Es pusten konstant 3 bis 4 Windstärken aus West – also Seitenwind.
Ein weiterer Aspekt zeigt sich:
Ich empfinde in der Lenkung weniger Druck, um den Seitenwind auszusteuern. Kurzum, das Wohnmobil rollt trotz seiner großen Windangriffsfläche unbeirrter Geradeaus.
Aber vielleicht liegt es auch nur an der relativ guten Fahrbahndecke ohne Spurrillen…